Nachhaltigkeit von Ledertaschen
Nachhaltigkeit ist ein Begriff aus der Forstwirtschaft, die nur dann nachhaltig ist, wenn die Menge der geschlagenen Bäume auch der nachwachsenden Menge neuer Bäume entspricht. Nachhaltige Nutzung bedeutet eine schonende und langlebige Nutzung aller Ressourcen.
Leder ist ein Material, das aus den Häuten hergestellt wird, die als Nebenprodukt bei der Fleischproduktion anfallen. Der nach dem Tod eines Tieres beginnende Fäulnisprozess der Haut kann durch eine Konservierung aufgehalten und diese anschließend durch Gerben in ein vielfältig nutzbares Material umgewandelt werden. Leder ist nachhaltig, da es als hochwertiges Material aus einem Abfallprodukt gewonnen wird und dieses nicht entsorgt werden muss. Anders als bei Kunstleder oder Geweben aus Polyester werden für die Herstellung keine Stoffe eingesetzt, die aus der Erdölgewinnung stammen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Langlebigkeit von Leder. Produkte aus Leder lassen sich viele Jahre nutzen und entsprechen so dem Wunsch nach einer Reduzierung der Inanspruchnahme unserer Ressourcen.
Ledertaschen binden ihren Besitzer nach unseren Erfahrungen meist viele Jahre emotional als sehr robuster und langlebiger täglicher Begleiter in Business und Freizeit. Ledertaschen sind dann nachhaltige Produkte, wenn ihre Herstellung sozial- und umweltfreundlichen Prinzipien folgt.
Diese Langlebigkeit ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit von Ledertaschen.
Nachhaltige Produktion von Ledertaschen
Um Ledertaschen als möglichst nachhaltiges Produkt anbieten zu können, ist unsere Arbeit als Hersteller auf 4 Nachhaltigkeitsprinzipien ausgerichtet.
- Artgerechte Tierhaltung
- Umweltfreundliche Lederherstellung
- Herstellung von nachhaltigen Ledertaschen
- Höchstmögliche Sozialverantwortung
Tierhaltung
Eine artgerechte Tierhaltung ist ein wesentlicher Aspekt des Umweltschutzes. In einer Weidewirtschaft benötigen Rinder weniger oder kein zusätzliches Futter wie etwa Sojabohnen. Soja wird in Brasilien in Monokulturen angebaut, für die große Waldflächen gerodet wurden. Diese Art der Nutzung widerspricht in besonderem Maße dem Wunsch nach Umweltschutz.
Darüber hinaus ist die Gefahr einer Umweltbelastung bei der Stallhaltung sehr viel größer als bei der einer Weidewirtschaft.
Wichtig für die Qualität der Häute ist allerdings auch die Gefahr durch Insektenschäden oder Heckenrisse, die allerdings in einer Weidehaltung eher auftreten als in einer Stallhaltung.
Rinder in natürlicher Weidehaltung
Umweltbewusste Lederherstellung
Die Herstellung von Leder besteht aus mehreren Phasen, die zu einer unterschiedlichen Belastung der Umwelt führen können.
Recycling von Wasser bei der Konservierung von Leder
In der Regel werden Häute nicht unmittelbar nach der Schlachtung weiterverarbeitet. Während der Lagerung oder des Transports zu einer Gerberei müssen sie mit Salz vor Fäulnis geschützt werden.
Dieses Salz muss vor dem Gerben wieder ausgewaschen werden. Hierzu wird eine große Menge von Wasser benötigt, das anschließend wieder neutralisiert werden muss. Neuere Verfahren ermöglichen auch die Wiederverwendung des Wassers, um eine Umweltbelastung zu minimieren bzw. auszuschließen.
Vollständige Abwasserreinigung bei der Säuberung von Leder
Vor dem eigentlichen Gerben werden Ober- und Unterseite der Häute enthaart bzw. von Fleischresten befreit. Um diesen Vorgang zu erleichtern werden die Häute vorher in Bädern mit Calciumhydroxid oder Natriumsulfid aufgeschlossen. Die verbleibenden Abwässer müssen anschließend in Klärwerken so aufbereitet werden, dass eine Umweltbelastung ausgeschlossen wird.
Achtsame Gerbung und Verwendung natürlicher Gerbstoffe
Die Umwandlung einer Haut in Leder erfolgt mit vegetabilen, mineralischen oder chemischen Gerbstoffen, die durch eine Anlagerung an die Fasern der Haut deren mechanische Eigenschaften bestimmen und eine Fäulnis verhindern.
Vgl. Moog, Gerhard: Der Gerber – Professionelle Lederherstellung; 2. Auflage Stuttgart 2016, S. 74ff.
Verantwortungsbewusste Chromgerbung
Die Chromgerbung ist das heute meistverbreitete Verfahren der Gerbung. Wichtig ist, dass nur Gerbsäuren auf einer Basis von Chrom-III-Salzen verwendet werden und die Entstehung von Chrom VI vermieden wird. An dieser Stelle ist besonders wichtig, dass ein exaktes Vorgehen fest in den Produktionsprozess verankert ist.
Vgl.: Moog, Gerhard E.: Der Gerber – Professionelle Lederherstellung; 2. Auflage Stuttgart 2016
Reduktion synthetischer Gerbmittel
Synthetische Gerbmittel werden pflanzlichen Gerbstoffen nachgebaut. Sie werden meist in Kombination mit anderen Gerbstoffen eingesetzt, um bestimmte Eigenschaften des Leders zu erreichen.
Synthetisch-mineralische Gerbstoffe können in Verbindung mit vegetabilen Gerbstoffen, z.B. den Schoten des Tara-Baumes, eingesetzt werden.
Ein Vorteil dieser Schoten ist, dass sie geerntet werden, ohne den Bäumen zu schaden, und immer wieder nachwachsen. Das nach der Gerbung verbleibende Abwasser kann in einer biologischen Kläranlage gereinigt und anschließend wieder in den natürlichen Kreislauf eingebracht werden.
Quelle: Chromfreie Gerbung bei Heller Leder, Werksprospekt 3/2019
Verwendung pflanzlicher Gerbstoffe
Als rein pflanzliche Gerbstoffe werden Extrakte eingesetzt, die aus Hölzern, Rinden oder Früchten gewonnen werden. In der Regel werden hierbei Pflanzen genutzt, die regional verfügbar sind. So wurden früher in Deutschland Eichenrinden oder -hölzer zerkleinert und zwischen die zu gerbenden Häute gestreut. Anschließen wurden die Häute in Bottichen gestapelt und diese mit Wasser abgefüllt. In einem mehrere Wochen dauernden Prozess wurde so der Gerbstoff aus den Holzspänen gelaugt. Durch Eindringen des Gerbstoffs in die Häute erfolgt die Gerbung.
Vegetabil gegerbte Leder in typischer hellbrauner Farbe
In neueren Verfahren werden auch Schoten des Tarabaumes oder die Blätter von Olivenbäumen zur Gewinnung von Gerbstoff verwendet. Diese sind besonders nachhaltig, da die Schoten jedes Jahr nachwachsen. Die Blätter der Olivenbäume fallen während oder nach der Ernte ab und wurden früher verbrannt. Die gewonnenen Gerbstoffe sind rein biologisch und werden nach ihrer Verwendung so abgebaut, dass keine Belastung der Umwelt entstehen kann.
Quelle: Heller GmbH, Werksprospekt Blattwerk
Tasche aus mit dem Extrakt von Olivenblättern gegerbten Leder
Umweltfreundliche Entsorgung von Farbstoffen
Vegetabil gegerbte Leder haben eine bräunliche, chromgegerbte eine bläuliche Grundfarbe. Die Färbung in dem Ton des fertigen Leders erfolgt in rotierenden Fässern oder durch Spritzanlagen. Die Entsorgung der verbleibenden Farbflotten sind je nach Farbtyp mehr oder weniger aufwendig. In Deutschland wird die umweltfreundliche Entsorgung durch Vergabe des „Blauen Engel“ dokumentiert, der vom Bundesumweltamt verliehen wird.
Herstellung von nachhaltigen Ledertaschen
Viele Arbeitsgänge werden bei der Herstellung von Ledertaschen auch heute noch manuell durchgeführt.
Emissionsfreie Produktion
Die Herstellung von Ledertaschen verläuft in der Regel emissionsfrei. Umweltrelevante Vorsichtsmaßnahmen sind bei Verwendung von Klebstoffen erforderlich, bei deren Einsatz Dämpfe entstehen können, die die Gesundheit beeinträchtigen.
Optimale Materialnutzung und Langlebigkeit
Tierhäute haben eine unregelmäßige Form, die bei größeren Zuschnitten die Ausnutzung erschwert. In der Regel wird daher schon bei der Entwicklung von Ledertaschen darauf geachtet, dass einzelne Teile einer Tasche nicht zu groß werden bzw. Hauptteile aus zwei oder mehreren Stücken zusammengesetzt werden.
Viele Taschenhersteller bieten auch zusätzlich Kleinlederwaren an, um so die Ausnutzung der Häute zu verbessern. Verbleibende Reste können auch zu Lederfaserwerkstoffen aufgearbeitet werden.
Ledertaschen als solche sind sehr nachhaltig, da sie sehr viele Jahre genutzt werden können. Die Nutzungsdauer hängt sehr stark von dem Taschentyp ab. Businesstaschen entwickeln sich gerne zu einem Lieblingsstück, von dem man sich nur sehr ungern trennt. Dies gilt oft ebenso für eine Aktenmappe oder Laptoptasche, die zu einem bestimmten Anlass – etwa einem Examen – geschenkt wurde.
Nicht nur Businesstaschen, sondern auch Damentaschen können viele Jahre genutzt werden, wenn sie ein klassisches Design haben und ihr Aussehen nicht dem schnellen modischen Wechsel folgt.
Soziale Verantwortung
Der Begriff Nachhaltigkeit beinhaltet heute nicht nur den Umweltschutz, sondern ganz wesentlich auch soziale Aspekte.
Arbeitsbedingungen
Wir produzieren unsere Ledertaschen in Deutschland und in Indien. Während es in Deutschland seit vielen Jahren feste Standards für Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen gibt, mussten diese mit Beginn unserer Produktion bei unseren Partnern eingeführt werden. Heute werden die Fertigungsbedingungen bei den für uns produzierenden Betrieben nach international geltenden Richtlinien gestaltet und regelmäßig überprüft.
Dies gilt für die Arbeitszeit, Urlaubsregelungen und das Verbot der Kinderarbeit.
Durch die Verlagerung eines Teils unserer Produktion nach Indien tragen wir dazu bei, dass dort Arbeitsplätze geschaffen und international gültige Bedingungen beachtet werden.
Produktion unserer Taschen in Indien
Politische Aspekte
In Deutschland führen wir eine seit 1842 währende Tradition in der Leder- und Taschenherstellung fort.
In Indien sichert die Schaffung von Arbeitsplätzen die wirtschaftliche Existenz unserer Mitarbeiter, die eine wesentliche Voraussetzung für eine politisch stabile Entwicklung des Landes ist.
Literatur:
- Moog, Gerhard, Der Gerber – Professionelle Lederherstellung, 2. Auflage 2016
- Blattwerk, Prospekt der Fa. Heller, 3/2019